Martin Kessler von der Rheinischen Post, der auch als „Der Ökonom“ in der Kolumne der Zeitung bezeichnet wird, findet eine Zuckersteuer auf entsprechende Softdrinks nicht schlecht (RP, Sa. 7.9.19). Als konservativer Neoliberalist erscheint er, denn Steuern sind Eingriffe in die Wahlfreiheit der Menschen. Daher sollten erstmal die Kinder in der Schule lernen, wie schlecht solche Getränke etc. sind. Sollte das nicht helfen, könne man über Steuern und Verbote nachdenken.
Klar soweit und einig sind sich Medizinier und Ökonomen, daß raffinierter Zucker, wie es in Softdrinks und vielen industriell hergestellten Lebensmitteln vorkommt, ungesund ist und hohe Folgekosten generiert. Denn wer an Diabetes mellitus und/oder Koronaren Herzerkrankungen leidet, kostet der Gesellschaft sehr lange so einiges.
Verständlich auch, daß Zuckersüchtige – probiert mal ohne Zucker auszukommen, Ihr werdet Euch wundern 😉 – nach Alternativen streben werden, wenn es eine Zuckersteuer gäbe.
Meiner Meinung ist es Quatsch, erst einmal ein bißchen hier zu probieren, um dann dort weiter zu schrauben. Warum nicht beides? Und noch mehr? Warum warten? Es ist Quatsch zu hoffen, daß ein Präventionsunterricht allen Ernstes flächendeckend dazu führt, daß Grund- oder Unterstufenschüler/innen ihre Eltern überreden, anderes zu kaufen. Dieses gesamtgesellschaftliche Problem wird also auf Minderjährige abgeladen, hier dürfen sie, bitte verändert das Konsumverhalten der deutschen Bevölkerung! War es nicht ein Liberaler, der neulich noch, in anderem Zusammenhang sagte, überlaßt das den Profis? Was denn nun?
Präventionsunterricht führt nachweislich zu Erfolgen, leider nur nicht in der Masse. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es Zahlen für das Grundschul-Projekt „Schule 2000“: ca. 30% rauchen nicht und ernähren sich bewußter in nachfolgenden 10 Jahren im Vergleich, also als Teenager. Uninteressierte Erwachsene könnten schließlich sehr wohl über den Preis zu anderem Handeln gebracht werden.
Das Problem der liberalen Ökonomen ist es, ausschließlich dem Markt zu vertrauen und daher staatliche Regulierung auf ein Minimumn reduziert wissen zu wollen. Komisch, wenn doch die Folgekosten bekannt sind – auch schlecht für alle, die nicht krank sind, aber bezahlen müssen – und der Markt einen Teufel tut, das aufzufangen – denn es verdient sich Bestens mit superbilligen Zuckerprodukten – so muß man also annehmen, es sei besser, einige wenige viel Geld verdienen zu lassen und den Rest mal wieder die Zeche bezahlen zu lassen. Regulierung könnte aber auch bedeuten, woanders mit gesünderen Lebensmittel Geld zu verdienen und krankheitsbedingte Folgekosten zu sparen. Aber ach, dann verdient die Gesundheitsbranche ja nichts mehr. Ich vergaß.